Die Alchemisten und die Gebetszeiten

Heutzutage, in einer Zeit wo jeder alles über den Islam sagen und behaupten kann, wurden auch die Gebetszeiten nicht von den Meinungen und falschen Aussagen verschont. Wo man auch liest, jeder hat seine Theorie und seine vermeintliche Wahrheit. Alle von ihnen haben den Horizont beobachtet, und alle berichten von unterschiedlichen Zeiten. Da sie es so gesehen haben, müssen alle anderen falsch liegen.

Der eine berichtet auf YouTube, dass er auf dem Balkon stand und sah, dass der wahre Fadschr zwischen der Zeit von DITIB und IGMG liegt. Vielleicht nicht wissend, dass die IGMG zu dieser Zeit den Fadschr auf 90 Minuten vor dem Sonnenaufgang festlegte und die Zeiten somit gar nicht dem Sonnenlauf folgen. Oder nicht wissend, dass die Dämmerung im Winter kürzer und im Sommer länger ist. Vielleicht sogar nicht wissend, wie die DITIB und IGMG überhaupt Zeiten festlegen und zu welchen Jahreszeiten sie welche Berechnungsmethoden benutzen. Also alles in allem, für den Betrachter, der die Hintergründe nicht versteht, eine glasklare Angelegenheit, von welcher man seinen Followern auf YouTube unbedingt berichten muss. Und was, wenn man unwissend war und die Muslime einfach von den richtigen Gebetszeiten abgehalten hat? So würde es auch interessant sein, was diese Person nun behauptet, wo die DITIB und IGMG ihre Zeiten so angepasst haben, dass sie die meiste Zeit des Jahres gleich mit den Zeiten sind, vor denen man vorher warnte.

Und was ist mit dem anderen der behauptet die richtige Gebetszeit für Fadschr sei die nautische Dämmerung von 12 Grad. Sie wird auch die französische Methode genannt, da sie vom UOIF in Frankreich beschlossen wurde. Leider wusste er nicht das die Franzosen selbst sagten, dass diese Methode nicht den Fadschr darstellt, sondern lediglich eine Erleichterung für die Muslime sein soll. Der OUIF bestätigte die 18 Grad der Islamischen Weltliga, man war jedoch der Ansicht, das die Zeiten im Sommer zu spät werden und man deshalb die Zeiten für das ganze Jahr auf 12 Grad heruntersetzen könnte. Und er wusste auch nicht, dass die ersten die das behaupteten die Schiiten waren? Als Beweise dienten Fotos vom Horizont über einer amerikanischen Großstadt. Dazu ein paar mathematische Formeln damit man wusste wie man es berechnet und das es so aussieht als ob derjenige der sich das ausgedachte hatte auch weiß wovon er spricht. Und weil es zu dieser Zeit fast niemanden gab, der über das Thema sprach, so nutzte man was man bekommen konnte. Obwohl es bei den Gelehrten doch bekannt ist, dass die Gebetszeiten an einem Ort beobachtet werden müssen, welcher fernab von Siedlungen und künstlichem Licht ist. Dazu mischten sich dann andere. Einer, der ein Shaykh war und es bei einer deutschen Großstadt beobachtete. Daraufhin wurden die Gebetslisten der Moscheen auf Grund dieser Aussage geändert, und man ignoriere die Fatwa von dem der wissender war, nämlich von Shaykh ibn Baz. Man glaubte, man hätte eine Gebetszeiten-Liste mit 12 Grad erstellt, wobei ihnen jedoch ein Fehler unterlief und die Gebetszeiten für Jahre eher bei 10.5 Grad lagen. Später wurde alles durch Brüder geprüft, welche extra aufs Land hinausfuhren um die Zeit zu prüfen, mit dem Sonnenaufgang direkt über einer anderen deutschen Großstadt. Jahre später kamen dann wohl doch zweifel auf und man beschloss das die Moscheen dieser Region ihre Gebetszeiten auf 13.5 Grad festlegen werden. Was sie heute tun, weiß ich nicht, denn sie dachten sie wüssten was sie tun und wollten nicht mehr über dieses Thema reden.

Und was ist mit dem, der sagt, das Fadschr Gebet tritt bei einem Winkel von 15 Grad ein? Dies sei durch die ISNA bestätigt, und Gelehrte hätten die Zeiten der ISNA bestätigt. Wobei die ISNA 2012 zugab, dass der Winkel von 15 nicht richtig sei und sie ihre Empfehlung auf 17.5 Grad änderte. Dass die ISNA Muslime in Amerika Jahrzehnte nach diesem falschen Winkel beten ließen, zeugt nicht von ihrer Kompetenz in diesem Gebiet. Und dass man dem Fehler der ISNA noch 10 Jahre nach der Korrektur folgt, ist auch sehr fragwürdig.

So wurde der Fadschr in Deutschland in den letzten 10 Jahren auf viele verschiedene Arten berechnet. Man benutze 90 Minuten, 10.5 Grad, 12 Grad, 13.5 Grad, 14 Grad, 15 Grad und 18 Grad. Egal welche Organisation, alle wechselten ihre Berechnungen, Winkel wurden getauscht, die Zeiten wurden umgestellt und immer sagte man, dass die Zeiten nun richtig seien. Im Nachhinein wissen wir, dass die Zeiten, welche sie Jahrzehnte angaben, doch nicht richtig waren. Denn sonst hätte man sie ja nicht immer ändern müssen. Um dann doch etwas Einigkeit zu finden beschloss der Europäische Rat für Fatwa und Forschung einfach, alle Winkel von 12-18 Grad seien gültig, da es sich um Idschtihad handelt und es keine eindeutigen Beweise in den religiösen Quellen gebe. Wenn also alle Winkel gültig sind, dann würden auch alle Fadschr-Zeiten gültig sein. Also wäre es eigentlich egal wann man sein gebet verrichtet. Schauen wir uns diese Aussagen nochmal etwas genauer an. Der Fadschr tritt ein, wenn sich das erste weiße Licht auf dem Horizont ausbreitet. Somit ist es also doch in den Quellen festgelegt. Zwar nicht als Gradzahl aber als Himmelsphänomen. Auch wenn man diesen Zeitpunkt nicht genau auf die Minute treffen kann, so kann man sich ihm annähern. Wenn wir aber sagen, alle Zeiten von 12 bis 18 Grad seien richtig, dann wäre der Zeitraum heute am 25.07.2023 in Hamburg von 01:26 bis 3:31. Wer das behauptet, der ist sich seiner Worte nicht bewusst. Denn der Beginn von Fadschr wird durch den Sonnenstand unter dem Horizont bestimmt und ist ein festgelegter Zeitpunkt, an dem das erste weiße Licht sichtbar wird. Wenn man also sagt, das Licht kommt bei -18 Grad, dann kann es nicht auch bei -12 Grad erscheinen, denn da ist die Sonne schon viel höher und das Licht auch viel stärker.

In Zukunft wird hier vermehrt auf diese falschen Aussagen eingegangen. In sha Allah!